| G20 II: Keine G20-Akkreditierung? »War ein Versehen!«
Überraschung, als das Bundeskriminalamt sich beim Hamburger Journalisten Adil Yigit für dessen überraschend entzogene Akkreditierung zum G20-Gipfel entschuldigte. Das sei nämlich nur ein Missverständnis gewesen, heißt es in einem Schreiben des BKA an Yigit, über das die »taz« berichtet hat. Passiert sei Folgendes: Yigits Name habe gar nicht auf der Liste der 32 unerwünschten Journalisten gestanden (ja, diese Liste gab es wirklich!), sondern auf einer weiteren Liste mit 82 Namen, abgespeichert unter »Arbeitsliste Personenüberprüfung«. Das »Gefährdungspotenzial« jener 82 Auserwählten (darunter auch Cateringpersonal) sollte eigentlich noch geprüft werden, stattdessen gab das BKA, ups!, die Liste versehentlich an die Hamburger Polizei weiter. Und die wiederum griff dann, ups!, an den Kontrollstellen vorm Gipfelzentrum Messehallen auf die falsche Liste zu. (Vielleicht sollten sich die Behörden mal über ihre Zettelwirtschaft Gedanken machen ...?) Yigit jedenfalls glaubt nicht, dass es sich um ein Versehen handelt. Sein Ausschluss sei »kein Zufall« gewesen, sagte er der »taz«, der türkische Geheimdienst habe wohl Einfluss genommen – Yigit berichtet kritisch über die AKP-Regierung. Die entzogenen Akkreditierungen hatten in anderen Fällen bereits Diskussionen ausgelöst, wegen fehlerhafter Auskünfte, die dem BKA vorlagen. (DIE ZEIT berichtete). Mit Unterstützung von ver.di klagen nun neun Journalisten gegen das Bundespresseamt.
Deutsche Bahn: Kommunikation in der Krise Deutsche Bahn? Chaos! Tage nach dem Sturmtief Xavier liegt diese Assoziation vielen Reisenden wohl noch auf der Zunge. Klar, die Schäden waren groß, umgestürzte Bäume und Masten müssen erst mal beiseite geräumt werden. Und das dauerte: Nach Berlin, Bremen und Osnabrück sollen erst heute wieder Züge rollen, die Eisenbahngesellschaft Metronom hatte noch vorsorglich empfohlen, am Wochenende lieber ganz auf Bahnreisen zu verzichten. »So etwas hört niemand gern, aber klare Ansagen sind besser als nichts!«, findet Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Doch, nun ja, mit klaren Ansagen habe es die Deutsche Bahn leider nicht so. Dort sei die Kommunikation träge und voller Widersprüche, etwa ...
... am Gleis: »Wenn 100 Leute vor einem Schalter mit zwei Angestellten auf Infos warten, dauert das eben«, sagt Naumann – die Mitarbeiter vor Ort könnten nichts für das Schlamassel. Nur: Am Gleis zeige sich besonders, wie schlecht die verschiedenen Info-Kanäle der DB aufeinander abgestimmt seien. Naumann nennt ein Beispiel: »Auf den Anzeigen am Berliner Ostbahnhof wurden Züge nach Hamburg mit je ein bis zwei Stunden Verspätung angezeigt. Darunter hieß es aber: Zugverkehr komplett eingestellt. Was ist nun richtig?« Noch schlimmer: Das Personal vor Ort habe oft auch keinen Überblick und könne nicht helfen.
... im Netz: Über Zugausfälle und Verspätungen informiere die App DB Navigator noch am zuverlässigsten, sagt Naumann. Selbst dort aber seien die Infos oft kryptisch und damit missverständlich formuliert. Ein Beispiel: »Freitagfrüh hieß es in der App, dass die ICE-Verbindung Berlin–Hamburg ausfällt. Doch zum Interregio-Express auf der Strecke hieß es nur: ›Zugverkehr ist in Brandenburg eingestellt‹. Warum steht da nicht, dass der Zug auf der ganzen Strecke ausfällt?«, fragt Naumann. Und dass in der Liveauskunft der App ein Zug als verspätet angezeigt werde, der laut Gleisanzeige pünktlich sei, komme ohnehin immer wieder vor.
Noch was zur Infotechnik: Dass der Homepage-Server mal zusammenbreche, sei nicht ungewöhnlich, so Naumann, dass aber auch auf Facebook und Twitter Infos stark verzögert eingehen, während andere Bahnunternehmen stündlich neue Pressemitteilungen verschickten, sei »völlig unverständlich«.
... und dann wären da noch die Bäume: Okay, die können nach dem bisherigen Stand der Forschung nichts dafür, wenn eine heftige Bö sie plötzlich auf die Schienen knallen lässt. Aber muss es erst so weit kommen? Die DB Netz AG komme mit dem Grünschnitt an den Gleisen nicht hinterher, auch wegen der Naturschutzauflagen, beklagt Niedersachsens Pro-Bahn-Chef Björn Gryschka: Bis zur Abschaffung der Dampfloks vor 40 Jahren gab es noch zehn Meter breite Brandschutzstreifen entlang der Gleise, die seien jetzt zugewachsen – notfalls sei der Gesetzgeber gefragt, um Naturschutz und Schutz der Infrastruktur hier neu auszuloten. Auch die Eisenbahngesellschaft Metronom beklagt den Wildwuchs an den Gleisen und fordert eine engere Zusammenarbeit zwischen Bahn, Behörden und Umweltschutzorganisationen. |
|
|