Tanz in den Herbst. Willkommen im Wochenende.

Unsere Ausgabe am 7. Oktober 2022

Dies ist der wahrscheinlich längste Letter der Welt. Er ist so lang, dass man ihn in manchen E-Mail-Programmen eigens ausklappen muss. Da entdecken Sie doch lieber gleich unsere schöne neue Seite.

Ausgabe 41/22 Tanz in den Herbst. Willkommen im Wochenende.

Liebe Leserinnen und Leser,

für die Titelzeile der Woche hatten wir 78 Ideen – soll uns keiner mangelnde Effizienz vorwerfen. "Lieblingsfarbe: Oktober", "Laubsegen", "Einfach fallen lassen". Viel Poesie: "Wenn die Blätter treiben" (Rilke) oder auch: "Leuchtet's wieder weit und breit" (Fontane, Herr von Ribbeck selig). Sie merken: Der Herbst berührt uns. Wir tanzen uns tiefer hinein, bei Musik unserer Playlist "Melancholie".

Von vielen bemerkenswerten Texten dieser Ausgabe möchte ich Ihnen hier zwei ans Herz legen, über die Sie sonst vielleicht hinweglesen: Eine Kollegin bemüht sich, Sächsisch zu lernen ("Nach kurzen Vokalen, also in »dort« oder »Kurt«, wird das r eliminiert. Es ist aber nicht einfach weg. Der Sachse erzeugt einen düsteren Ersatzlaut"). Und eine andere feiert sehr nachdrücklich den Stehtisch ("Er ist im Grunde ein als Möbelstück getarnter Animateur").

Schönes Wochenende,

Ihre Maris Hubschmid

Ressortleiterin Wochenende

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Der Soundtrack zum Wochenausklang – falls Sie beim Lesen Musik hören möchten. Wehmütiges von Jonni Mitchell bis Danger Dan.

Wochenauswahl Drei besondere Empfehlungen

Was macht er da? Die Schriftstellerin Simone Buchholz fand sich mit ihrem Teenager ein paar Mal zu oft auf der Polizeiwache wieder. Man müsse sich den Sohn und seine Jungs wie Floyd, Ricco und Walter aus 'Absolute Giganten' vorstellen: "Nur dass sie ein paar Jahre jünger sind, und da, wo sonst das Gehirn ist, befindet sich im Moment naturgemäß eine Großbaustelle." Jetzt trackt sie ihn mit einer App.

Dafür geht Deutschland auf die Straße Für das Klima, gegen die Gasumlage, den Abriss von Karstadt am Hermannplatz: Mehr als 100 Demonstrationen werden jede Woche in Berlin angemeldet. Henning Sußebach hat so viele wie möglich besucht. Sie erzählen von unserem Land.

"Ich habe den Männern die Angst vorm Kochen genommen" Celina Plag offenbart dem Fernsehkoch Jamie Oliver in diesem Interview: "Meine Jugendliebe hatte mit Ihrem gebackenen Lachs mein Herz gewonnen." In Hamburg sprach sie mit ihm übers Essen zuhause, übers Ego, Pleiten und Kinder (Oliver hat fünf).

Politisch motiviert Was steckt dahinter?

Ende der Vorstellung Mehr Stimmen als Stimmberechtigte, Orientierungsverlust. Russlands Präsident Wladimir Putin war stets ein Meister der Inszenierung. Mittlerweile macht er dabei erstaunlich banale Fehler. Nils Markwardt hat sie gesammelt.

Die Pflichtverteidigung Unser Shitstorm-Abwehrdienst

Alles ganz prechtig Richard David Precht soll gar kein richtiger Philosoph sein? "Sokrates trat auf wie ein redseliger Obdachloser, Walter Benjamin war ein früher Radiomoderator (...) Die Nichtargumentation 'gar kein richtiger Philosoph' landet unweigerlich in der Tonne, ob mit oder ohne Diogenes." So ist es nämlich. Sie lesen Johannes Schneider.

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Wir nennen es Familie Was uns verbindet

Na, ihr Mäuse? Ich hatte so etwas wie eine Ersatzoma, und im Alter von 13 Jahren kränkte ich sie mit den Worten: "Ich bin nicht dein Mäuschen!" Das tut mir heute sehr leid, war es doch für sie Ausdruck größter Liebe. Auch Fiona Weber-Steinhaus schaute immer etwas versnobt auf alle, die ihre Kinder Maus, Mausi, Mäuschen nennen. Dann bekam sie selber eins. Und tappte in die Falle.

Von der Selbstliebe Ich bin okay

Eine ganz andere Nummer Der Schauspieler und Comedian Serkan Cetinkaya drehte mit Elyas M'Barek, Christoph Maria Herbst und Matthias Schweighöfer. Jetzt arbeitet er im Gesundheitsamt Neukölln. Warum? Ein ungewöhnlicher Text darüber, dass Selbstverwirklichung zu selten zusammen mit Sicherheit zu bekommen ist.

Ode an ein Ding Du bist perfekt

Runde Sache Wir lüften für Sie das Geheimnis gelungener Partys: "Zumindest ab Mitte 30, wenn die Gäste in der berühmten Rushhour des Lebens sind, muss man unbedingt verhindern, dass sie sich niederlassen. Wenn sie erst mal sitzen, hat man sie verloren. Man kann dabei zusehen, wie sie im Zeitraffer verwelken und in eine Art Wachkoma fallen. Wer keine Taubenspikes ins Sofa stecken will, greife also zum Stehtisch!"

Kalle guckt Was man wirklich gesehen haben muss

Mit Witzen zur Wehr gesetzt "Mash" versuchte einst das Unmögliche und erzählte lustig über den Koreakrieg. Am Ende der Serie, erinnert sich Matthias Kalle, war es eben jener Krieg, der unmöglich erschien.

Sofalandschaften Willkommen zu Hause

"Ich ficke immer den Mann" Ein fränkisches Familienunternehmen: Max, im Dorf aufgewachsen, sein Vater, der Mittags Spaghetti Bolognese kocht, und Lea, die nach dem Essen sagt: "Rudi, du hast dich mal wieder selbst übertroffen." Und zu ihrem Freund: "Wenn der Vater gleich weg ist, mach ich mal meine Sachen." Hier entstehen, quasi im Homeoffice, die Aufnahmen von Deutschlands berühmtesten Pornostar.

Lexikon der Leidenschaften Gute Gründe, etwas unbedingt auszuprobieren

Mehr als nur heiße Luft "Als ich den von der Jury ausgesuchten Song 'The Trooper' von Iron Maiden spielen musste", berichtet uns Karsten Janotta von den Deutschen Meisterschaften, "bin ich auf der Bühne gestürzt. Ich hatte schon ein paar Bier getrunken und war beim Improvisieren über meine eigenen Beine gestolpert und rückwärts hingefallen. Aufstehen ging nicht – ich hatte ja die Luftgitarre in der Hand!" Endlich gelingt mir mal ein echter Cliffhanger.

Das kurze Interview Hey Lebkuchen, wird Weihnachten alles besser? Seh' ich aus wie'n Spekulatius? Das kleine Feuilleton Lesen: Annie Ernaux Hören: Düsseldorf Düsterboys Sehen: Hamilton

Sie errechnen unsere Wirklichkeit Selten war eine mathematisch arbeitende Wissenschaft dermaßen prominent. Und sie wird es bleiben. Modellierer zeigen uns mögliche Zukünfte – mit Blick auf die Klimakatastrophe wie auf tausende Alltagsfragen.

Frag Rose Der Moment der Erleuchtung

In der Grabkammer der Geräte Die Frage der Woche an Rose kommt diesmal von mir. Bei mir sammeln sich ausgediente Smartphones, Handys und Notebooks. Endlich weg damit – aber wohin? Und haaalt, sind da nicht noch Fotos von der Abiparty "007 – mit der Lizenz zum Studieren" drauf?

Grünfläche Fußball gehört dazu

Schleimi, Ratte, Kotze und die anderen Bayer Leverkusens Boss Fernando Carro witzelt über linke Journalisten, die auf der 50+1-Regel beharren, also darauf, dass die Mitglieder eines Vereins die Möglichkeit zur Mitgestaltung behalten. Stephan Reich hat schnell noch ein paar Pflastersteine geworfen und "Football is for you and me, not for fucking industry" ans Bundeskartellamt gesprayt. Jetzt erläutert er: Mitsprache und Partizipation sind nicht links, sie sind die Grundlage von Demokratie.

Soweit wir wissen Die Welt verstehen

Die Mast der Maden Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde ... Heinz Erhardt, Sie wissen, wie es weitergeht: Die Made wird gefressen wie zuvor schon ihr Papa. Insekten sind eine wichtige Proteinquelle für Vögel – und sollen künftig in großer Zahl für den Nutztier-Futtermittelmarkt gezüchtet werden.

Was wären wir ohne euch Die erstaunlichsten Berufe

"Bei dem Job gehst du durch die Scheiße" Stimmung kommt nicht immer von selbst auf – deswegen buchen Fernseh- und Bühnenshows Menschen wie Marco Laufenberg. Sein Job ist es, gute Laune zu verbreiten, bevor die eigentlichen Stars die Bühne betreten. Also, eigentlich genau wie bei mir hier.

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Von der Liebe Wir sind okay

Sächsisch ist wie Erotik – leicht zu lernen Ich kenne wunderbare Menschen in Sachsen, denen in meinen Ohren jeder Sexappeal abhanden kommt, wenn sie zu reden beginnen. Hier lesen Sie eine wunderbare Liebeserklärung an diesen Dialekt. Zur Bildwahl kam es so: "Der schönste Klang der sächsischen Sprache ist das -zch. Wie in Leibzch. Der letzte Laut liegt irgendwo in der Mitte zwischen -sch und -ch, ganz weich. Manchmal erinnert er mich an das sanfte Zischen, das Enten verursachen, wenn sie, Füßchen voraus, im See landen."

Geld für alle Finanz- und Spartipps

Anfänger am Steuer, doppelt so teuer Autoversicherungen kosten viele Hundert Euro im Jahr. Wer die Tarifdetails genau kennt, kann sparen – und profitiert dieses Jahr vom 9-Euro-Ticket, lockt unser Kollege Jan Guldner.

Personal Trainer Jede Woche eine gute Übung

Der Dip Nein, wir sind noch nicht beim Rezept angekommen. Hier werden Ihre Arme trainiert. Wohl bekomm's!

Wochenmarkt Ein frisches Rezept

Knusper Knusper Pilzchen Aber jetzt. Tolle Nachrichten: Knusprig frittiert schmeckt der Austernpilz nach Huhn, Kalbfleisch – oder einfach nach einem köstlichen Pilz. Welch ein Glück!

Anders betrachtet Erfinden Sie eine Bildunterschrift

Platz 3: "Ich sag' doch: Ich kann perfekt die Zunge rollen." Eingereicht von Julian Albrecht.

Platz 2: "Ich kann sogar die Zunge durch meine Maske stecken!" – erdacht von Jenny Hansen.

Platz 1: "Rechts außen schmeckt's am besten." In den Mund gelegt von Martina Niekrawietz.

In "Anders betrachtet" suchen wir jede Woche eine witzige Zeile zu einem Foto, nun zu diesem. Schicken Sie uns Ihre Ideen, die besten präsentieren wir am kommenden Samstag.

Das war die Ausgabe 41/22 unseres Letters von ZEIT am Wochenende. Über Lob, Anregungen und Kritik freuen wir uns wirklich sehr. Haben wir etwas vergessen? Noch mehr Sex?

Redaktion: Maris Hubschmid, Viktoria Morasch, Friederike Oertel, Lars Spannagel | Bildredaktion: Leonie Baumeister, Michael Pfister, Jakob Weber | Design: Christian Bart, Adele Ogiermann | Entwicklung: Rose Tremlett, Holger Wiebe

Bildcredits: Patrick Chiam/EyeEm/Getty Images, Cavan Images/plainpicture, Nikita Teryoshin für ZEIT Magazin, Roman Pawlowski für ZEIT ONLINE, Alexander Zemlianichenko/AP, Felix Bork, Christoph Hardt/Imago, Marcus Führer/dpa, Marcus Simaitis für ZEIT ONLINE, Marcus Glahn für ZEIT ONLINE, Meiko Herrmann für ZEIT ONLINE, Sandro Rybak für DIE ZEIT, Keystone/Getty Images, Lottermann and Fuentes für DIE ZEIT, Catherine Falls/Getty Images, Marcus Simaitis für ZEIT ONLINE, [M] Artwork ZEITONLINE, Jens Kalaene/dpa, [M] Artwork ZEITONLINE, Vasiliki Varvaki/Getty Images, Leon Joshua Dreischulte für ZEIT ONLINE, Meiko Herrmann für ZEIT ONLINE, Angelika Schwaff, Italy Photo Press/Imago, Julien de Rosa/AFP/Getty Images

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