Fünf vor 8:00: Europa und die müde Merkel - Die Morgenkolumne heute von Matthias Nass

 
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FÜNF VOR 8:00
01.11.2017
 
 
 
   
 
Europa und die müde Merkel
 
Inmitten von Populismus und Separatismus plädiert Emmanuel Macron mutig für Reformen. In Berlin jedoch findet sein europäischer Enthusiasmus keinen Widerhall.
VON MATTHIAS NASS
 
   
 
 
   
 
   
Für Europa sind dies ernüchternde Wochen. Nationalisten, Regionalisten, Separatisten, Populisten und Protektionisten sind emsig dabei, das große Werk eines geeinten Kontinents in lauter kleine Stücke zu hauen. Man kann Angst bekommen angesichts all der Ängste um uns herum.
 
Nicht, dass Deutschland frei davon wäre. Im Bundestag haben soeben 94 Abgeordnete der AfD ihre Plätze eingenommen, auch ihre Wahl Ausdruck großer Angst – vor dem Neuen, vor dem Fremden, vor dem Konkurrenzdruck der Globalisierung und vor dem Verlust von Geborgenheit.
 
Europa trauen es die Wähler von AfD und FPÖ, von Front National und Lega Nord nicht zu, sie vor diesem Verlust zu schützen. Deshalb suchen sie Zuflucht im Vertrauten. Für die meisten ist dies der Nationalstaat, für immer mehr ist es die Region. Nicht zufällig ist Heimat das Wort der Stunde.
 
Die Briten wollen sich von Brüssel lossagen, die Katalanen von Madrid, die Lombarden und Venezier von Rom. Natürlich, überall gibt es Vernünftige, die den Weg zurück in die Kleinstaaterei und den Provinzialismus nicht mitgehen. Aber den Ton geben derzeit diejenigen an, die das Glück in der Vergangenheit suchen. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán erklärt Mitteleuropa zur "migrantenfreien Zone", und in Tschechien gewinnt der Milliardär Andrej Babiš die Parlamentswahlen mit Tiraden gegen die EU.
 
Aus Berlin nur Höflichkeitsapplaus
 
Schon ist von einem neuen Ostblock innerhalb der Europäischen Union die Rede. Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei wollen allesamt keine Flüchtlinge aufnehmen. Schließt sich ihnen demnächst Österreich an, wo der fesche Sebastian Kurz gerade eine Koalition mit der stramm rechten FPÖ-Truppe um Heinz-Christian Strache schmiedet?
 
Einer immerhin stemmt sich dem grassierenden Populismus entgegen. Emmanuel Macron versucht die Europäer davon zu überzeugen, dass die Souveränität des Nationalstaats oder gar der Region in einer globalisierten Welt eine Schimäre ist. Dass allein Europa als Ganzes die Interessen seiner Bürger gegen den Machtanspruch und die Wirtschaftskraft Amerikas, Chinas oder Russlands verteidigen kann.
 
In seiner großen Rede an der Sorbonne hat Frankreichs Staatspräsident der europäischen Idee eine neue Stimme gegeben. Nichts Geringeres ist Macrons Ziel als die "Neubegründung eines souveränen, geeinten und demokratischen Europa". Denn: "Das Europa, wie wir es kennen, ist zu schwach, zu langsam, zu ineffizient."
 
Macron fordert, mehr Verantwortung auf Europa zu übertragen: in der Verteidigungspolitik, bei der Terrorismusbekämpfung, bei Migration und Asyl. Vor allem aber in der Wirtschafts- und Finanzpolitik, durch eine engere Koordinierung zwischen den Hauptstädten und am Ende durch einen gemeinsamen Haushalt und einen gemeinsamen Finanzminister für die Eurozone.
 
Aber wo bleibt die Antwort aus Berlin? Mehr als Höflichkeitsapplaus war von Angela Merkel nach Macrons Rede nicht zu vernehmen. Zu Recht fordert Jürgen Habermas im Spiegel, "die nächste deutsche Regierung (sofern überhaupt noch einer Lust dazu hat), muss den Ball des französischen Präsidenten, der nun in ihrem Feld liegt, aufnehmen. Schon eine Politik des bloßen Aufschiebens oder Unterlassens würde genügen, um eine historisch einzigartige Chance zu verspielen."
 
Nichts, rein gar nichts ist in Berlin zu spüren von dem Enthusiasmus, mit dem Macron die europäische Idee neu beleben möchte. Stattdessen bleierne Routine. Angela Merkel ist nach ihrem Wahlsieg, der aus Sicht vieler Parteifreunde eine schwere Niederlage war, angeschlagen. Die Müdigkeit und der Verdruss stehen ihr ins Gesicht geschrieben.
 
Macron ist ein Partner für Reformen
 
Vor einem Jahr, nach dem Sieg Donald Trumps und dem Abschied Barack Obamas als "neue Führerin der freien Welt" gefeiert, scheint sie jeden Elan verloren zu haben. Auf der europäischen Bühne wird sie von Macron überstrahlt. Der Economist zeigte die beiden neulich auf seinem Titelbild: Macron im Scheinwerferlicht, Merkel im Schatten hinter ihm. Als sei es Zeit abzutreten.
 
Aber Angela Merkel und ihre Autorität werden noch gebraucht. Ohne Deutschland kann es keinen Fortschritt in Europa gehen. Macron würde ins Leere laufen, griffe die Bundesregierung seine Vorschläge nicht auf. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler.
 
Man stelle sich nur vor, Marine Le Pen hätte die Wahlen gewonnen. Ein gnädiges Schicksal und ein bewundernswert proeuropäischer Wahlkampf Macrons haben uns davor bewahrt. Im neuen Präsidenten hat Deutschland einen Partner, mit dem es gemeinsam Reformen auf den Weg bringen kann.
 
Und nur durch gemeinsame Reformen lässt sich ein stabiles Wirtschaftswachstum erreichen, lassen sich soziale Ungleichheiten wie die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Süden bekämpfen. Nur so lässt sich der Optimismus neu wecken, kehrt dann hoffentlich auch der Glaube an Europa zurück. Gelingt dies alles nicht, dann werden wir populistische Zustände wie in den Vereinigten Staaten bekommen. Wir sind schon nahe dran!
   
 
   
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FÜNF VOR 8:00
Die Morgenkolumne auf ZEIT ONLINE
 
 
Fünf vor 8:00 ist die Morgenkolumne von ZEIT ONLINE. An jedem Werktag kommentieren abwechselnd unter anderem Michael Thumann, Theo Sommer, Alice Bota, Matthias Naß, Martin Klingst und Jochen Bittner.
   
 
   
 
 
   

Von der Bille zu den Bahamas

 
+ Protest für mehr Kita-Personal + Kostenkarussell auf dem Dom + Terrorverdacht – Verbindung nach Hamburg + Hamburger Theaterpreise +
 

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Es bleibt gruselig draußen: kalt, regnerisch, bedeckt und windig. Kräftige Böen sind zu erwarten – und fragen Sie nicht nach Sonnenschein. Maximal 14 Grad stellt uns der Meteorologe in Aussicht. Vielleicht aus Rache, weil wir ihn nicht rechtzeitig mit Süßem besänftigt haben? Wir merken uns das fürs kommende Jahr!
   
 
Guten Morgen,
 
Annika Lasarzik / Foto: Gretje Treiber
 
Annika Lasarzik / Foto: Gretje Treiber
 
wir melden uns zurück aus unserer kleinen Pause und hoffen, Sie haben die letzten Tage auch ohne den Blick in die Elbvertiefung überstanden (schließlich würden Sie doch nie mit einem anderen Newsletter fremdgehen, nicht wahr?).
Bevor wir mit den Nachrichten des Tages weitermachen, können wir uns kollektiv auf die Schulter klopfen: Hamburg ist nicht nur die schönste Stadt der Welt, eine Weltstadt, eine Perle und welche lokalpatriotischen Synonyme uns da noch so in den Sinn kommen mögen, nein, wir leben auch noch in der gastfreundlichsten Stadt Deutschlands – so das Ergebnis einer Studie des Online-Reiseportals TravelBird. Im internationalen Vergleich landet Hamburg auf Platz 11 von 100, vor New York und Berlin. Für das Ranking wurden unter anderem die Offenheit gegenüber Touristen, Englischkenntnisse und Zufriedenheit der Bewohner untersucht; außerdem die Aufnahmekapazität der Stadt, also das Verhältnis der Einwohnerzahl zur Touristenzahl während der Hochsaison. Befragt wurden Bewohner, Touristen, Reisejournalisten.
Mit der Studie wolle man eine Diskussion über »Overtourism«, also Massentourismus und dessen Auswirkungen anregen, schreiben die Initiatoren. Nun, diese Diskussion ist in Hamburg längst im Gange – während die Übernachtungszahlen in der Stadt stetig steigen (allein im ersten Halbjahr 2017 um fünf Prozent auf fast 6,5 Millionen), sind die negativen Folgen gerade in zentral gelegenen Vierteln wie St. Pauli spürbar. Auch aus Ihren Zuschriften lesen wir oft die Angst heraus, dass Hamburg zu einer Bettenburg, einer Art Disneyland verkommen könnte.
Oder sehen wir das alles zu verkrampft? Ist es spießig, sich über in Vorgärten pinkelnde Junggesellen aufzuregen? Wohl kaum. Die Studie zeigt zum einen, was wir schon wissen: Dass Hamburg (noch?) nicht so überlaufen ist wie Barcelona oder Mallorca. Doch vielleicht erinnert uns das Ergebnis auch daran, dass mit pauschaler Touristen-Schelte ohnehin niemandem geholfen ist. Und wir trotzdem dringend darüber reden sollten, wie ein nachhaltiger Tourismus funktionieren kann, welche politischen Maßnahmen dafür nötig sind. Und es schadet sicher nicht, sich der eigenen Rolle bewusst zu werden: Schließlich laufen gerade auch genug Hamburger mit klappernden Rollkoffern durch europäische Metropolen, vorbei an »Tourist Go Home!«-Graffitti an den Wänden.

 


Kostenkarussell auf dem Dom
 
Der Dom soll teurer werden – zumindest für die Schausteller. Die Wirtschaftsbehörde plant eine Erhöhung der Standgebühren, zunächst um acht Prozent. Der Grund: Der Rummel auf dem Heiligengeistfeld soll besser gegen Terrorangriffe geschützt werden. Zusätzlich zu den Betonblöcken, die das Gelände schon heute vor Lkw-Anschlägen schützen sollen, sind eine Notbeleuchtung, Notbeschallung und Fahrzeuge als Blockaden an den Eingängen geplant. »Sehr moderat« nennt die Wirtschaftsbehörde die Mehrkosten, die Standgebühr sei nur einer von vielen Kostenfaktoren für die Budenbetreiber. Hans-Werner Burmeister, Geschäftsführer des Schaustellerverbandes Hamburg, sieht das anders: »Das ist mit der größte Posten«, sagt er – denn die Gebühr sei pro Frontmeter fällig, das gehe schon ins Geld. Werden Zuckerwatte und Achterbahnfahrten bald also teurer? Da sei das letzte Wort nicht gesprochen, meint Burmeister. »Die Schausteller erwarten, dass Sicherheitsmaßnahmen als staatliche Aufgabe gesehen und von der Stadt finanziert werden«, sagt er. Bei Fußballspielen sorge schließlich auch die Polizei – ergo: der Staat – für die Sicherheit. Die Schausteller versuchen nun, auf Bundesebene für alle Bundesländer eine Regelung zu finden, sagt Burmeister. Man spreche mit dem Bundesinnenministerium und tue alles, um die Mehrkosten nicht in Form höherer Preise an die Dombesucher weitergeben zu müssen. Doch »wenn die Kosten auf die Betriebe umgelegt werden, müsste das natürlich geschehen«. Wer den Nervenkitzel noch zum Normaltarif sucht, sollte sich den Winterdom ab Freitag vormerken – die höheren Gebühren sind erst für 2018 geplant.
 
   
   
 
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Mehr Personal in Hamburgs Kitas – eine Geldfrage?
 
Vier Kinder pro Erzieherin in der Krippe, zehn Kinder pro Fachkraft in der Kita – auf diese Betreuungsschlüssel haben sich der Senat und das Kita-Netzwerk Hamburg 2014 geeinigt. Standard sind sie noch nicht, nun will die Volksinitiative »Mehr Hände für Hamburger Kitas« die Stadt verpflichten, die Vorgaben endlich umzusetzen. Heute beginnt die Unterschriftensammlung. »Uns ist bewusst, dass das nicht von heute auf morgen geht und dass das Geld kostet«, sagt Marina Jachenholz vom Kita-Netzwerk. Zwar attestiert eine Bertelsmann-Studie den Kitas bereits einen Personalschlüssel von eins zu neun, der umfasse aber auch Bürokräfte und andere Mitarbeiter außerhalb der Kinderbetreuung, erklärt Jachenholz. Und bei der Krippenbetreuung hinkt die Stadt mit fünf Kindern pro Erzieherin hinterher. SPD und Grüne drohen nun, die Initiative vor dem Verfassungsgericht prüfen zu lassen, weil die Personalaufstockung den Haushalt übermäßig belasten würde. »Die wollen uns gesetzlich verpflichten, ohne zu sagen, wer die Rechnung bezahlt«, so SPD-Fraktionschef Andreas Dressel. Die Eins-zu-vier-Betreuung werde kommen, das habe man »mit Bordmitteln unter höchsten Anstrengungen hinfinanziert.« Der Eins-zu-zehn-Betreuungsschlüssel in der Kita aber sei nur mit Geld vom Bund zu machen. Schon im Eckpunktepapier 2014 versprach die Stadt, sich politisch anzustrengen, um »Bundesmittel zur Verbesserung der Betreuungsqualität« in die Bundesländer, also auch nach Hamburg, zu lenken – offenbar ohne Erfolg. Marina Jachenholz sieht den Senat trotzdem in der Pflicht: Die Stadt habe den Ausbau der Kita-Plätze 2013 und 2014 nicht zu Ende gedacht. »Es muss doch damals schon ersichtlich gewesen sein: Das kostet mehr Personal!«, so Jachenholz.

 


Terrorverdacht – Verbindung nach Hamburg
 
In Schwerin wurde gestern am frühen Morgen ein 19-jähriger Syrer wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat festgenommen. Der Mann soll einen islamistisch motivierten Anschlag mit hochexplosivem Sprengstoff geplant und bereits im Juli mit dessen Vorbereitung begonnen haben. Zur selben Zeit gab es auch in Hamburg einen Einsatz des BKA – in Wandsbek wurde im Rahmen einer Wohnungsdurchsuchung ein Zeuge vernommen. Konkreter wollte man sich bei der Generalbundesanwaltschaft nicht äußern, nur so viel: »Es gab eine Verbindung.« Die Wohnung in Wandsbek sei durchsucht worden, weil man dort Beweismittel vermutet habe, derzeit laufe die Auswertung von Datenträgern, Telefonen und Fingerabdrücken. Der Einsatz, bei dem etwa 150 Beamte in Schwerin und Hamburg beteiligt waren, habe einen »schweren Terroranschlag in Deutschland« verhindert, so Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Die Ermittlungen führt das BKA, noch heute soll der Beschuldigte dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der über den Erlass eines Haftbefehls und die Anordnung von Untersuchungshaft entscheiden wird.
 
 
   
   
 
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Von der Bille zu den Bahamas

Aale in der Bille fristen oft ein ödes Junggesellendasein – die Laichreise in die Sargassosee nahe den Bahamas endet an Schleusen und Sperrwerken, die Bestände sind in den letzten zehn Jahren massiv geschrumpft. Nun soll ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt helfen: Der Angelsport-Verband Hamburg fängt laichfreudige Aale ein und setzt sie in der Elbe wieder aus. Fischereibiologe Robin Giesler hat uns erklärt, wie das geht und wie die Aale wieder in die Bille zurückgelangen.
 
Elbvertiefung: Wie viele Aale sind mit dem Catch-and-Carry-Programm schon zu den Bahamas aufgebrochen?
Robin Giesler: Seit Projektbeginn Mitte Juli haben wir von rund 600 gefangenen Aalen mehr als 70 umgesetzt. Nicht alle, die in der Reuse landen, kommen auch in die Elbe. Da wählen wir die aus, die auch wirklich laichen wollen.
 
EV: Woran erkennen Sie einen laichfreudigen Aal?
Giesler: Die Tiere durchlaufen eine Metamorphose: Sie werden an der Unterseite heller, der Augendurchmesser wird größer, die Verdauungsorgane bilden sich zurück. Aale, die größer als 70 Zentimeter sind, werden auch umgesetzt. Ungewöhnlich ist, dass einige dabei sind, die am Bauch noch gelb sind. Wir vermuten, dass manchen Aalen der Reiz zur Laichwanderung fehlt. Die haben das Gefühl, in einem Teich zu leben, und fangen deshalb gar nicht mit der Metamorphose an.
 
EV: Wie kommen die Aale von den Bahamas wieder zurück in die Bille?
Giesler: Nach dem Laichgeschäft verenden die Aale. An den europäischen Küsten kommen nur junge, sogenannte »Glasaale«, an, an den deutschen Küsten sind das aber immer weniger. Deshalb sollen europäische Aal-Management-Pläne dafür sorgen, dass Glasaale in Frankreich und England abgefischt und auf andere Länder verteilt werden. Ein Teil der englischen Aale hat gute Chancen, in der Bille zu landen.
 
EV: Warum gibt es für die Bille keine Fischtreppe, mit der die Aale die Sperren aus eigener Kraft umschwimmen könnten?
Giesler: Das sind politische Entscheidungen. Ich plädiere dafür, dass es das langfristig auch an der Bille gibt, wie schon an der Alster. Wenn wir auf Querbauten verzichten würden, die die Flüsse abriegeln, müssten wir gar nicht erst eingreifen. Jetzt sollten wir immerhin dafür sorgen, dass diese Bauten durchlässiger werden.
 
EV: Und sind Sie schon den Fischräubern auf die Schliche gekommen, die Ihre Aale geklaut haben? Zuletzt sind immer wieder Tiere aus den Reusen verschwunden …
Giesler: Nee, wir konnten morgens nur feststellen, dass die Reusen nicht mehr fachmännisch zugeknotet und ausgebracht wurden, manche wurden auch ganz entwendet. Nun vermerken wir an den Bojen, die die Reusen markieren, dass das Ganze ein Naturschutzprojekt ist und dass wir uns freuen würden, wenn die Reusen nicht geleert oder entwendet würden. Vielleicht denken manche ja nur: »Welcher Wahnsinnige fischt denn in der Bille mit Reusen?«

 


Ausgezeichnetes Theater

Als am Montagabend im Ohnsorg-Theater der Theaterpreis Rolf Mares verliehen wurde, hagelte es nur so Applaus und Lobeshymnen. Drei Inszenierungen und fünf Darsteller wurden mit dem mit je 1000 Euro dotierten Preis geehrt, das Thalia Theater sahnte dabei gleich doppelt ab: Jette Steckel wurde für ihre, so die Jury, »atemberaubende Inszenierung« der georgischen Familiensaga »Das achte Leben (Für Brilka)« ausgezeichnet; mit »aller Finesse« entspinne die Regisseurin »Geschichten von Liebe, Sehnsucht, Verrat und niedergeknüppelter Freiheit«, hieß es in der Begründung. Wie man eine hundertjährige Geschichte als Bühnenstoff inszeniert, das erzählte uns die Regisseurin kurz vor der Uraufführung im April. Maja Schöne wurde für ihre herausragende darstellerische Leistung als Nana in »Geld« ausgezeichnet, einer weiteren Thalia-Inszenierung. Auch Farina Violetta Giesmann, die im Ohnsorg-Theater in »Honnig in’n Kopp« die Tilda spielte, und Peter Bause, der als Jakob Weinberg in »Place of Birth: Bergen-Belsen« in den Hamburger Kammerspielen überzeugte, erhielten Darstellerpreise. Wer sonst noch geehrt wurde, das erfahren Sie hier. Doch nicht nur für die großen Häuser, auch für die freie Theaterszene war es ein gutes Wochenende: Die Kinder- und Jugendtheatergruppe kirschkern & COMPES erhielt am Sonntag den Barbara-Kisseler-Theaterpreis, der erstmals verliehen wurde – in Gedenken an Hamburgs frühere Kultursenatorin, die vor einem Jahr gestorben ist.
   
   
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Mittagstisch
 
 
Außen hui, innen na ja

Altonaer, deren Arbeitgeber keine Betriebskantine hat, müssen mittags nicht notwendigerweise auf Plastiktabletts und Funktionsmobiliar verzichten, denn die Kantine des Altonaer Rathauses, die Lux Kantine, ist für alle geöffnet. Als „Externer“ zahlt man rund 70 Cent mehr als die dort Beschäftigten, das heißt im Normalfall zwischen 4,50 und 6,60 Euro. So prächtig die weiße Fassade des Rathauses außen leuchtet, so beamtenhaft-nüchtern sieht es im Innern aus. Auch im Keller, wo die Kantine untergebracht ist. Zum Flair des öffentlichen Dienstes kommt hier noch eine niedrige Decke hinzu. Die Essensqualität ist, nun ja, auf dem Niveau von Kantinenkost eben. Am Besuchstag stand zur Wahl: Chicken-Wings mit Coleslaw und – irritierenderweise „Steak Fries“ genannten – Pommes, Kassler Nackenbraten mit Rotkohl und Salzkartoffeln sowie vegetarisches Nasi Goreng mit süßer Chilisauce. Stark gesalzen waren sowohl das Nackensteak wie auch das Nasi Goreng, Letzteres sogar noch überzuckert. Dass am Nebentisch ein Altonaer SPD-Bundestagsabgeordneter Volksnähe zeigte, steigerte das Vergnügen auch nicht sonderlich.

Altona, Lux Kantine im Altonaer Rathaus, Platz der Republik 1, Mo–Fr 11.15–13.45 Uhr

Thomas Worthmann
 
Alle Mittagstische im ZEIT Gastroführer
 
Gastro-Karte
 
   
   
 
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Was geht
 
 
 
»Maartens Mucke: »Rauchige, loungige Verschwiegenheit« attestieren Kritiker Warhouse. Das Soloprojekt des Balthazar-Sängers Maarten Devoldere ist mit dem Album »We Fucked a Flame Into Being« auf Tour. Die Single »Love’s a Stranger« überrascht aktuell nicht nur mit rauchigem Timbre, sondern auch mit Leinwandkult: Regisseur Wouter Bouvijn begleitete die Band eine Woche lang auf Tour und schnitt daraus einen intimen Schwarz-Weiß-Streifen.
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Was bleibt
 
 
 
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Samstag auf der Linie 62 (Fähre Richtung Finkenwerder), es regnet, und der Wind peitscht die Gischt der Wellen bis auf das Oberdeck. Durchsage des Kapitäns: »Bei dem Wellengang bitte vorne sitzen bleiben, sonst werden die Bänke nass!«

Gehört von Rainer Brodersen

 
 
 
   
   
 
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Die Alsterfontäne ist anscheinend umgezogen?

Foto: Eugen Eisner
 

SCHLUSS
 
Verspätungen bei der Bahn sind wir mittlerweile gewöhnt. Mal ist der Schnee schuld, mal der Sturm – und manchmal auch ein Schwan. Für knapp zwei Stunden, so schreibt die »Mopo«, hat gestern ein entflohener Alsterschwan den U-Bahn-Verkehr lahmgelegt. Erst nachdem Einsatzkräfte der Feuerwehr den Ausreißer umzingelt hatten, konnte Schwanenvater Olaf Nieß ihn einfangen. In einem Sonderzug wurde das Tier schließlich zur Kellinghusenstraße und von dort aus zur Beobachtung ins Schwanenquartier gebracht – auch keine schlechte Eskorte…
 
Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de
 
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Morgen begrüßt Sie hier wieder Mark Spörrle.

Ihre
Annika Lasarzik
 
 
PS: Gefällt Ihnen unser Letter, leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an unter www.zeit.de/elbvertiefung. Dann schicken wir Ihnen die neue Elbvertiefung, solange Sie wollen, immer montags bis freitags ab 6 Uhr.
 
 
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