Spannungen mit der Türkei, steigende Infektionszahlen, Missbrauch durch Lehrer

Der Morgenüberblick am Montag, den 25. Oktober
Was jetzt?
Der Morgenüberblick am Montag, den 25. Oktober

von Till Schwarze
Redaktionsleitung ZEIT ONLINE

Guten Morgen! Die drohende Ausweisung westlicher Botschafter belastet die Beziehungen zur Türkei, Bayern-Spieler Joshua Kimmich stößt mit seinen Impfbedenken auf Unverständnis, die Infektionszahlen steigen weiter und heute legt der CDU-Vorsitzende Armin Laschet sein Amt als Ministerpräsident von NRW nieder.

1

Steigende Spannungen

Die angedrohte Ausweisung zehn westlicher Botschafter durch den türkischen Präsidenten belastet das ohnehin angespannte Verhältnis zur Türkei. Recep Tayyip Erdoğan erklärte am Wochenende den deutschen Botschafter Jürgen Schulz sowie neun weitere Diplomaten westlicher Länder zu "unerwünschten Personen". Ein solcher Schritt bedeutet in der Regel die Ausweisung der Botschafter. Sie hatten die Freilassung des in der Türkei inhaftierten Kulturförderer Osman Kavala gefordert. Am Sonntag berieten die betroffenen Staaten über eine angemessene Reaktion. Die türkische Lira ist wegen des Konflikts auf ein neues Rekordtief gefallen. Es ist ein Streit, den sich die türkische Regierung eigentlich nicht leisten kann, schreibt unser Autor Gunnar Köhne.

2

Steigende Zahl an Grenzübertritte

Wegen der steigenden Zahl von Migranten, die aus Belarus über die polnische Grenze nach Deutschland kommen, hält Bundesinnenminister Horst Seehofer auch reguläre Grenzkontrollen für denkbar. Im deutsch-polnischen Grenzgebiet ist die Polizei bereits verstärkt im Einsatz, Seehofer will wenn nötig weitere Bundespolizisten zur Unterstützung schicken. Am Wochenende griff die Polizei zudem mehr als 50 teils bewaffnete Rechtsextreme in der Grenzregion auf, die Migrantinnen und Migranten an der Einreise nach Deutschland hindern wollten. 

Die grüne Grenze zwischen Polen und Deutschland // © Stefan Sauer/dpa
Die grüne Grenze zwischen Polen und Deutschland // © Stefan Sauer/dpa

3

Steigendes Unverständnis

Der deutsche Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich vom FC Bayern München wird wegen seiner öffentlich geäußerten Impfbedenken kritisiert. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, wies die Bedenken wegen fehlender Langzeitstudien zur Corona-Impfung zurück. Forscherinnen und Forscher seien sich einig, dass spät auftretende Nebenwirkungen praktisch nicht vorkämen. Der Bayern-Spieler schwäche das wichtigste Instrument im Kampf gegen das Virus, kommentiert mein Kollege Oliver Fritsch.

4

Steigende Infektionszahlen

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warnt vor stark steigenden Corona-Infektionszahlen vor allem bei Kindern. Nach den Herbstferien sei es zu kalt, um die Klassenzimmer lange zu lüften. Lauterbach fordert eine bundesweit einheitliche Strategie mit drei Tests pro Woche für Schulkinder. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hält trotz der steigenden Infektionszahlen ein Ende der epidemischen Notlage in Deutschland für angebracht.

Aktuelle Corona-Zahlen

Die Gesundheitsämter haben gestern nach unseren Daten 11.448 Corona-Neuinfektionen verzeichnet, 4.604 mehr als eine Woche zuvor. Außerdem wurden 24 Todesfälle registriert, neun mehr als am Sonntag vor einer Woche.

Bemerkenswert

Noch Kaffee oder Tee - und Muße? Diese Beiträge könnten Sie ebenfalls interessieren.

1

Grenze erreicht 

Die Geschichte des sogenannten Drachenlord ist für mich bis heute schwer begreifbar. Rainer W. stellt Videos und Livestreams ins Netz und wird dafür verhöhnt, verspottet und mit Hass überschüttet. Doch er macht immer weiter, schimpft auch zurück und irgendwann verlagert sich der Streit aus dem Internet in den fränkischen Heimatort von Rainer W.: die Hater stehen vor seinem Haus und beschimpfen ihn, das makabre Drachengame etabliert sich. Eines Tages eskaliert ein Streit in Handgreiflichkeiten, es kommt zum Prozess, an dessen Ende der Drachenlord zu zwei Jahren Haft verurteilt wird. Doch lesen Sie selbst, mein Kollege Jakob von Lindern erzählt die ganze Geschichte. (Z+)

Rainer W. ist im Netz als YouTuber Drachenlord bekannt. // © [M] ZEIT ONLINE; Foto: Daniel Karmann/​dpa
Rainer W. ist im Netz als YouTuber Drachenlord bekannt. // © [M] ZEIT ONLINE; Foto: Daniel Karmann/​dpa

2

Grenzüberschreitung

Ein Thema, über das in der Öffentlichkeit nicht viel geredet wird, sind Übergriffe durch Lehrer. Nach einem Leseraufruf haben uns viele Zuschriften erreicht, eine Leserin hat meiner Kollegin Linda Tutman ihre Erlebnisse erzählt. Sie war damals 16, er 48 und ihr Klassenlehrer. Er bittet sie, ihren Freund zu verlassen, tanzt mit ihr Walzer im Kunstunterricht, lädt sie zu sich nach Hause ein. "Ich konnte nicht einordnen, ob sein Verhalten in Ordnung war oder nicht", sagt sie. (Z+)

3

Grenzen setzen

Auf der Frankfurter Buchmesse wurde vor allem über eines gesprochen: den Boykott mehrerer Autorinnen und Autoren wegen eines rechten Verlags. Meine Kollegin Khuê Phạm vom ZeitMagazin fuhr deshalb als Buchautorin mit gemischten Gefühlen nach Frankfurt und fragt sich: Was muss passieren, damit es nächstes Mal anders wird? 

4

Grenzen ausloten

Warum sind Menschen bereit, für digital geschützte Objekte, so genannte Non-Fungible Tokens (NFT) Millionen Euro auszugeben? Der Economist erklärt das Phänomen, das seinen ersten Boom mit Katzenbildern erreichte. Und versteigert heute selbst ein Cover als NFT – als journalistisches Experiment und für den guten Zweck.

Wollen Sie uns hören?

Im Schwester-Podcast dieses Newsletters Was jetzt? sprechen wir heute über den Streit zwischen Recep Tayyip Erdoğan und westlichen Regierungen. Außerdem geht es um die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung, die erstmals Steuergelder bekommen könnte.

Wir wünschen einen guten Tag!

Das war eine neue Ausgabe unseres Newsletters am Morgen, Redaktionsschluss war heute um 6 Uhr. Wir geben uns Mühe, ihn so kurz wie möglich zu halten, damit Sie beim ersten Kaffee oder Tee mit wenigen Wischgesten informiert sind.

Haben Sie Hinweise für die nächste Ausgabe? Was gefällt Ihnen, was stört Sie, was fehlt? Ist der Letter zu lang oder zu kurz? Schreiben Sie uns! 

Leiten Sie diesen Newsletter gerne weiter. Er lässt sich hier abonnieren

Die nächtliche Vorrecherche und frühe Produktion hat heute Christina Felschen in Vancouver übernommen. In Berlin wurde die Balkontür weit aufgerissen und der Schwall kalter Luft als Wachmacher für den Start in den Tag genutzt. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche!